Mit großem Interesse haben wir den aktuellen Bericht der Süddeutschen Zeitung über mutmaßlich gefälschte Haltungsstufen bei Rindfleisch gelesen. Laut Recherchen sollen mehr als 1100 Tiere mit manipulierten Papieren und falschen Tierwohl-Angaben deklariert worden sein – ein handfester Skandal, der zurecht Wellen schlägt.
Für uns als handwerklich arbeitender Metzgerbetrieb ist eine tiergerechte Nutztierhaltung nicht nur ein Versprechen, sondern elementarer Bestandteil unseres Selbstverständnisses. Deswegen haben wir als Firma bereits vor über fünf Jahren gemeinsam mit unseren Landwirten komplett auf Haltungsform 3 umgestellt – mit Außenklimastall und Strohhaltung für unsere Strohschweine und -Rinder. Unsere Kälber leben unter denselben Bedingungen, unsere Lämmer sogar in kombinierter Stall-Freilandhaltung.
Für uns ist klar: Haltung ist nicht nur ein Begriff auf dem Etikett – es ist eine ethische Haltung gegenüber dem Tier, gegenüber dem Produkt und gegenüber unseren Kunden. Wer Fleisch isst, sollte das mit gutem Gewissen tun können.
Und genau dieses gute Gewissen steht auf dem Spiel, wenn großflächig Etiketten getäuscht und Ohrmarken getauscht werden, wie es in diesem Fall offenbar geschehen ist. Besonders bitter dabei: Der Discounter Aldi, der sich in den letzten Jahren öffentlichkeitswirksam als Vorreiter in Sachen Tierwohl positioniert hat, wurde in diesem Kontext medial mehrfach als positives Beispiel genannt. Tatsächlich haben wir bei gelegentlichen Probeeinkäufen durchaus vermehrt Haltungsform-3-Produkte in den SB-Kühltheken von Handel und Discount wahrgenommen. Aldi bekräftigte in einem Pressegespräch zuletzt sogar, bis 2030 eine vollständige Umstellung auf höhere Haltungsformen erreichen zu wollen – und sei bereits schneller als geplant auf dem Weg dahin.
Doch nun? Der Fall rund um die Raiffeisen Viehzentrale zeigt, wie fragil das Vertrauen in industrielle Kontrollsysteme ist. Ist dies ein Einzelfall? Oder nur die Spitze des Eisbergs? Die Frage stellt sich nicht nur der SZ-Autor, sondern viele ehrliche Betriebe mit nachvollziehbaren, transparenten Lieferketten.
Denn Papier ist geduldig – und Vertrauen ist schwer zurückzugewinnen. Unsere Lieferkette dagegen ist überschaubar, greifbar und klar: unsere Landwirte, unsere Tiere, unser Handwerk. Kein Viehhandel, kein industrieller Schlachtbetrieb, kein undurchsichtiges System. Vom Stall auf den Teller – from the stable to the table. Ehrlich, nah, nachvollziehbar.
Der „Metzger des Vertrauens“ ist für uns keine Floskel, sondern ein Qualitätsversprechen. Und in Zeiten wie diesen wichtiger denn je.