Selten wurde so heftig über die Zukunft der Landwirtschaft, Prädikate wie „Tierwohl“ oder Begrifflichkeiten wie Fleischsteuer debattiert, wie im vergangenen Jahr. Dabei sind sich alle im Grundsatz nur in einem Punkt einig: Es muss anders werden, damit es gut ist! Das gilt auf der einen Seite für den Landwirt, der ein gehobenes Eigeninteresse am Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen haben sollte, aber selbst davon leben können muss – trotz Regeldickicht und Bürgern, die den nötigen Preis nicht zu zahlen bereit sind. Für viele Bauern geht es schon lange nicht mehr um Folklore, sondern um das nackte Überleben. Auf der Verbraucherseite stellen sich wiederum viele die Frage, was man überhaupt noch essen darf: Weniger aus gesundheitlichen Gründen, als vielmehr vor dem Hintergrund der „Fridays-for-Future“ Aktivitäten, die uns auffordern die Umwelt nicht weiter über Gebühr zu belasten.

Die Internationale Grüne Woche in Berlin ist daher umso mehr geeignete Bühne und Rahmen für verbale Auseinandersetzungen, Demonstrationen und Fragen rund um die Agrar- und Ernährungswirtschaft: Wie muss eine Agrarpolitik aussehen, um Umwelt- und Klimaziele erreichen zu können? Worauf müssen sich Landwirte und auch Verbraucher einstellen? Wie wird eine effiziente und dennoch nachhaltige Produktion gesunder Lebensmittel aussehen? Vielleicht verlassen wir an dieser Stelle kurz die internationale Bühne und fragen uns „selbst-kritisch“: Was wollen wir? Wissen wir das? Und wenn ja, sind wir zu Veränderungen bereit? Konsens gibt es im Prinzip nur darin, dass ein “Weiter so” und Festhalten an bisherigen Maßstäben ausgeschlossen scheint!

Forderungen, wie die im Sommer 2019 und jetzt wieder ins Spiel gebrachte  „Fleischsteuer“ führen in die Irre. Sie belasten diejenigen überproportional, die jetzt schon tierwohlgerecht und damit teurer produzieren, im Gegensatz zu denjenigen, denen der Profit durch Massentierhaltung wichtiger ist als das Tierwohl. Die Spanne zwischen Billigfleisch und hochwertig erzeugtem Fleisch würde nur noch größer werden. Und damit werden die bestehenden und zu recht kritisierten Strukturen eher verfestigt als beseitigt.

Hinzu kommt: Die Mehreinnahmen werden nicht ins Tierwohl fließen, weil es in Deutschland keine Zweckbindung von Steuereinnahmen gibt. Auch irreführende Labels und Lockangebote von Discountern und dem Lebensmittelhandel sind lediglich Schönfärberei und setzen keine nachhaltigen Impulse, um die Qualität von Nahrungsmitteln, basierend auf gesunden, artgerechten Lebensbedingungen für Nutztiere, ausreichend zu steigern. Wir, die handwerklichen Metzgereibetriebe, setzen auf Einsicht und darauf, dass immer mehr Menschen aus freien Stücken mehr dafür zahlen, wenn das Fleisch auf ihrem Teller nachweislich aus tiergerechter Haltung stammt.

Am Ende des Tages beginnen Veränderungen immer im kleinsten Glied der Kette, bei uns selbst. Die Frage „Was soll einer allein schon erreichen?“, die sich die halbe Menschheit stellt, ist seit Greta & Co obsolet. Jede noch so kleine Veränderung zählt, aber wir können nur etwas bewirken, wenn wir die Hände selbst ans Steuer legen und in die richtige Richtung lenken. Nahrungsmittel – und da gehört Fleisch dazu – zählen zu den lebensnotwendigen Grundgütern. Wer höhere Standards für Tierwohl und Umwelt wünscht, darf sich kein Billigfleisch mehr „leisten“. Investieren Sie in Qualität und übernehmen Sie gemeinsam mit dem bayerischen Metzgerhandwerk Verantwortung für Ihre und unsere gemeinsame Zukunft! Es ist Zeit.