Kennen Sie das? Sie sehen eine Werbung für einen Artikel, den Sie immer schon haben wollten zu einem unfassbar günstigen Preis, stürmen am Aktionstag frühmorgens los und stehen, kurz nach Ladenöffnung, bereits vor leeren Regalen. Ihre naive Nachfrage, wo denn nun das beworbene Objekt ihrer Begierde zu finden sei, wird lapidar mit einem Fingerzeig auf den kleingedruckten Hinweis abgetan, der da lautet:  “Dieser Artikel kann aufgrund begrenzter Vorratsmenge bereits im Laufe des ersten Angebotstages ausverkauft sein”. Man bietet Ihnen, weil sie ja nun schon mal im Laden sind, dafür ein völlig anderes Produkt zu einem wesentlich höheren Preis oder in einer geringeren Qualität an. Und nicht selten tragen Sie, um nicht völlig umsonst unterwegs gewesen zu sein, genau diese Alternative zum Lockangebot nach Hause. Was es für Laptops, Handys und Rasenmäher gibt, gibt es natürlich auch für Lebensmittel: den gemeinen Lockvogel! Beim Handelshaus / Discounter um die Ecke ist es seit neuesten das Fleisch vom glücklichen, heimischen Schwein, dass Massen von Konsumenten an die Kühltheken und in die Läden locken soll. Wenn man allerdings zwischen den Bergen von abgepackten Filetstücken, Rollbraten und Schnitzeln nach Frischfleisch der besten Haltungsstufe sucht, schaut man schnell ins Leere. Auf den zweiten Blick haben wir dafür viele Produkte der Haltungsstufe 1, also ordinäre Massentierhaltung in den Kühlvitrinen der werbenden Händler entdeckt. Liebe Supermärkte, liebe Discounter: Wir verstehen Euch! Auf den ersten Blick liest sich Euer Werbeversprechen einfach zu gut, wenn ihr Fleisch aus, „schonender, wertschätzender Haltung, Außenklima und Fütterung ohne Gentechnik“ verkauft. Das Ganze in der dritten von vier Haltungsstufen und zu einem Preis, der unter unserem eigenen Einstandspreis für Strohschweine liegt. Zugegeben: Wir waren ein wenig irritiert. Bis wir herausgefunden haben, dass nur sehr, sehr kleine Mengen von eben diesen Fleisch den Weg in Eure Fleischtheke genommen haben! Jetzt möchten wir Euch gerne sagen, dass es euch ehrt, dass ihr versucht, die Wünsche eurer Kunden nach Tierwohl, Ethik und Qualität ernst zu nehmen. Ein „bisschen“ davon gibt es aber genauso wenig, wie ein bisschen schwanger. Und leere bzw. halbherzig gefüllte Kühltheken sind ebenso unglaubwürdig, wie Hochglanzbroschüren, die sich in der Realität als surreal herausstellen.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wir haben, ebenso wie viele andere Handwerksbetriebe unserer Zunft, unseren Schweinefleischbezug schon vor rund zwei Jahren umgestellt. Seither beziehen wir ausschließlich Fleisch von Strohschweinen. Was war unsere Motivation? Einerseits wollten wir unseren Kunden das anbieten, was sie von einem Handwerksbetrieb wie dem unseren erwarten dürfen. Wir wollten echter Nachfrage mit authentischen Angeboten in ausreichender Menge begegnen, was uns gut gelungen ist. Auf der anderen Seite stehen wir seit Jahrzehnten auch für Tierwohl und artgerechte Haltung ein, was automatisch mit sich bringt, dass wir Dumpingpreise für Fleisch für höchst unethisch halten. Tierwohl darf, wenn es nach uns geht mehr kosten, sowohl im Einkauf als auch im Verkauf. Billigstpreise zu Lasten von Lebewesen zu promoten und diese als Lockmittel zu nutzen, um den Profit zu steigern ist nichts für uns! Handelsketten und Discounter, die verständlicherweise aus Marketinggründen auf den „Tierwohl-Zug“ aufgesprungen sind und ihre eigenen Haltungskennzeichnungen ins Leben gerufen haben, um den Wünschen der Kunden nach ordentlich erzeugtem Fleisch gerecht werden zu können, gilt es kritisch zu hinterfragen.  Immer dann, wenn Sie als Kunde kreativ denken müssen, um wohlklingende Begriffe wie „Außenklima“, „Wertschätze“ oder „Schonende Haltung“ mit Inhalt füllen zu können, sollten Sie besser zweimal hinsehen. Denn ein bisschen Grün und Landidylle auf der Verpackung reicht nämlich nicht aus! Deshalb am besten den Fleischkauf als Vertrauenssache betrachten und ganz einfach Ihren Metzger des Vertrauens beim Wort nehmen. Damit Sie nach Hause gehen mit dem sicheren Gefühl, genau das bekommen zu haben, was Sie (sich) verdient haben!